Herz ist Trumpf

Gerade klingelte das Telefon. Am Apparat war eine Schauspielerin, die ich in meiner Agentur vertrete, um mir von ihrer überstandenen OP zu berichten. Keine typische Situation in meinem Agentenalltag, aber doch eine ganze bedeutsame.

Sie spiegelt wider wie vielfältig mein Beruf als Künstlermanagerin sein kann und auf was es vor allem ankommt: Empathie . Dass meine Klienten* sich in ihrer beruflichen Situation wohlfühlen und zufrieden sind bedeutet mir mindestens genau so viel wie die Erfolgsbilanz bei der Engagementvermittlung. Viele Künstlerseelen sind sehr sensibel und brauchen Zuspruch und Aufmerksamkeit. Und selbst wenn beides mal eine zeitlang nicht von den Casting Direktoren kommt, so ist es doch wichtig dass sie sich auf meine Anteilnahme verlassen können.

Dabei vermischt sich mitunter Privates und Berufliches, so wie in dem oben geschilderten Fall. Auf einmal befinde ich mich in dem Telefonat auf einer sehr persönlichen Ebene mit meiner Schauspielerin. Es folgt ein Austausch über die Verträglichkeit von Narkosen,  operative Eingriffe und Tipps für den Genesungsprozess.

Vor allem ist mir wichtig dass sie weiß, dass sie alle Zeit der Welt hat um sich auszukurieren. Dass sie im schlimmsten Fall Bühnenauftritte absagen kann und ich ihr diesbezüglich den Rücken stärke. Nichts geht über eine intakte Gesundheit! Auch wenn Schauspieler dazu neigen mit eiserner Disziplin ihre Verpflichtungen zu erfüllen, ist es manchmal nötig ihnen klarzumachen, dass man in Ausnahmefällen auch von dem Pfad der Tugend abweichen darf.

Häufig erlebe ich, wie am Ende eines Drehs oder Theaterengagements die Gesundheit des Künstlers geradezu kollabiert, und er oder sie anschließend mit einer heftigen körperlichen Reaktion auf die vorangegangene Anstrengung zu kämpfen hat. Es gibt mitunter 16-Stunden-Tage am Filmset bei Wind und Wetter. Das hält man aus, keine Frage. Oder auf wochenlange intensive Bühnenproben folgen fast allabendlich 30 Vorstellungen. Im Winter, wenn es dabei im Publikum überall schnieft und trieft braucht man da schon ein stabiles Immunsystem, um nicht mittendrin krank zu werden und die Kollegen im Stich zu lassen.

Was hat das jetzt mit mir zu tun?

Ganz allgemein gesagt, besteht meine Aufgabe als Künstlermanagerin darin, die von mir vertretenen Schauspieler auf ihrem beruflichen Weg zu unterstützen und voran zu bringen. Ich vermittle ihnen Beschäftigungsmöglichkeiten und berate sie in Bezug auf ihren öffentlichen Auftritt.

Für mich bedeutet „Management“ aber nicht nur Terminkalenderpflege und Vertragsverhandlung. Im Mittelpunkt steht für mich dabei immer der Künstler. Was treibt ihn an und wo will er hin? Welche Hilfe kann ich ihm aus meiner Berufs- und Lebenserfahrung heraus zukommen lassen?

Bei Schauspielneulingen hat das viel von Coaching, bei den erfahrenen Profis ist es manchmal nur ein ganz sanftes Richtung weisen.

In diesem Blog möchte ich anhand von Beispielen aus meinem Berufsalltag aufzeigen, mit welchen Situationen ich es zu tun habe, und was diese für Auswirkungen haben können. Dabei erfahrt ihr viel über mich und meine Arbeitseinstellung. Und darüber, womit Schauspieler und Agenten tagtäglich zu kämpfen haben. „Fusselcheck“ schaut ganz genau hin!

Bis zum nächsten Mal!

Herzlich,
Birgit Abraham

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* Zum Vereinfachen des Leseflusses verwende ich in meinem Blog das generische Maskulinum. Liebe Damen, bitte nicht persönlich nehmen!